erstellt am: 08. Januar 2001 22:13
nachzulesen unterDMF
http://foren.medizin-forum.de/articles.public/article_show.html?id=62937&newsgroup=20&parent=-1&lid=19&page=2
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[Zitatanfang]
Von: Dr.med. Wolfgang Oertel
Datum: 11.12.2000, 18:37:45
Betreff: Streitkultur im DMF - ein grundsätzliches Statement
Liebe Gäste, Leserinnen und Leser und Mitwirkende im DMF,
zahlreiche kontroverse Beiträge aus den letzten Monaten - zum Teil mit lawinenartigem Effekt und leider auch mit den negativen Begleiterscheinungen einer unterentwickelten Streitkultur - veranlassen mich zu diesem Statement.Das DMF versteht sich vor allem als eine Plattform der traditionellen - zunehmend auch als "evidence based" bezeichneten - Schulmedizin; dazu gehören nach meiner Auffassung durchaus auch diagnostische und therapeutische Ansätze aus anderen Kulturkreisen.
Tatsache ist, dass die Schulmedizin - systemimmanent sehr träge auf Neuerungen aller Art reagiert; unabhängig davon ist es leider bis zum heutigen Tage nicht möglich, j e d e Krankheit exakt zu diagnostizieren und - was noch viel frustrierender ist - erst recht ist nicht j e d e Krankheit ursächlich behandelbar ist.
Der medizinhistorische Satz "Wer heilt, hat Recht" wird deshalb immer wieder dann ins Feld geführt, wenn die Schulmedizin "versagt" und die betroffenen Patienten, verständlicherweise, nach anderen Möglichkeiten suchen, ihr Schicksal zu beeinflussen.
Der oben angeführte Satz beinhaltet mit dem Wort "heilen" das gesamte Konfliktpotential, dass einerseits das Dilemma der Schulmedizin offenlegt und andererseits eine Grauzone öffnet, die sich zwischen akzeptablen alternativen Methoden und undiskutabler Scharlatanerie ausspannen lässt.
Ein weiteres Problem besteht darin, dass viele Patienten Heilung erwarten, wo allenfalls Linderung möglich ist; dies Problem wird dadurch verstärkt, dass viele Therapie"erfolge" - in der Schulmedizin, wie im Bereich alternativer Verfahren - nicht reproduzierbar sind, sondern allenfalls als Plazeboeffekt erklärt werden können.
Nun gibt es einige Zeitgenossen, die unser Forum in der letzten Zeit erheblich durcheinander gewirbelt haben, weil sie, als Anhänger extremer Ansichten, zur Polarisierung der Leserschaft beigetragen haben und sich eben in dieser o.g. Grauzone zu Hauf tummeln.
Nicht diese Tatsache an sich hat zu Problemen geführt, sondern das Phänomen, dass die damit verbundenen Mailings von beiden Seiten jenseits jeglicher Streitkultur geführt wurden und schließlich in Verleumdungen, Beschimpfungen und Verunglimpfungen geendet haben, die wir im DMF nicht mehr tolerieren wollten und konnten.
Ich gebe allen Beteiligten zu bedenken, dass in unseren Foren 80 bis 90% aller Anfragen von Patienten, Betroffenen oder Angehörigen kommen, die Verständnisprobleme mit der Schulmedizin haben; diese Probleme rühren überwiegend daher, dass die behandelnden Ärzte ihrem originären Auftrag, nach Aufklärung der Patienten über Diagnosen, Diagnoseverfahren und Behandlungsmöglichkeiten nicht mehr oder nur unzureichend nachkommen (können?)!
Dieser Gruppe von Patienten gilt unser Hauptaugenmerk, weil wir hier mit konkreten Hilfestellungen einen supplementären Kundendienst unter schulmedizinischer Orientierung leisten können, ohne in einem erheblichem Sinne mit den Vorgaben der Berufsordnung zu kollidieren. Insofern leisten wir damit auch einen Beitrag zu Stärkung des individuellen Arzt-Patienten-Verhältnisses; wir sind nämlich der Auffassung, dass nur mündige und aufgeklärte Patienten einen Benefit von den vielfältigen Möglichkeiten der modernen, traditionellen und alternativen Medizin haben; in diesem Sinne verstehen wir uns als Kompetenz- und Moderatorenteam, das bemüht ist, bei den Patienten die nötige Akzeptanz durch Aufklärungsarbeit und Verständnisbildung zu erreichen.
Nachdem es inzwischen wieder gelungen ist, etwas Sachlichkeit in die Forumsbeiträge hineinzubringen, beobachten wir nun, dass einige exponierte Vertreter extremer Behandlungsansätze und Verfechter marginaler medizinanschaulicher Denkweisen unsere Foren mit Links auf Ihre persönlichen Homepages bombardieren. Dies führt zu neuerlicher Unruhe, Unsachlichkeit und überschießenden Gegenreaktionen.
Wir wollen und können uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht mit diesen Repräsentanten auseinandersetzen, um unsere originären Zielsetzungen im DMF nicht nachhaltig zu vernachlässigen; letztendlich ist es auch nicht unsere Aufgabe, diese Ansichten zu bewerten oder kritisch zu kommentieren - hier wird die Zeit und die weitere wissenschaftliche Entwicklung Ergebnisse liefern, die wir dann auch entsprechend berücksichtigen werden.
Wer also kontroverse Diskussionen mit Verfechtern extremer Aussenseitermethoden führen möchte, soll dies selbstverständlich tun, aber bitte nicht im DMF, sondern in den Foren und auf den Hompages derjenigen Meinungsbildner, die diese Ansichten vertreten; dort ist es mir auch absolut gleichgültig auf welchem Niveau die Diskutanten miteinander umgehen.Ich halte diesen Ansatz in einer pluralistischen, immer größer werdenden Welt des virtuellen Meinungsaustausches im Interesse einer überwiegend an sach- und fachkundigen Informationen interessierten Leserschaft, für legitim und praktikabel.
Insofern verweise ich an dieser Stelle exemplarisch u.a. auf die Hompage der Hamer-Gruppe unter www.neue-medizin.de mit zur Zeit knapp 5000 Besuchern und dies trotz bzw. gerade nach ausführlicher Lektüre der gesamten Homepage inkl. des Diskussionsforums, ohne jegliche persönliche Wertung. Die Seiten sprechen für sich und ein jeder Leser entscheide für sich allein, ob er dieses Forum mit seinen Beiträgen bereichern möchte oder nicht. Entsprechendes gilt für die Seiten von ama ... und/oder Decker usw.
Mit freundlichen Grüßen - Ihr Dr.med. Wolfgang Oertel
[Zitatende]
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gruss roland