Zwei Hühner auf dem Weg nach vorgestern und die Zukunft des Journalismus

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“LeFloid”, lese ich von einer Kollegin, “erfindet das Merkelinterview irgendwie auch nicht neu.”

LeFloid? Ich kenne diesen Herrn nicht. Wer ist das?

Das wissen die beim “Spiegel” wohl auch nicht. Deswegen brauchen sie einen Übersetzer: Jette.

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/lefloid-interviewt-angela-merkel-youtube-star-trifft-kanzlerin-a-1043496.html

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    LeFloid, ein 27-jähriger YouTube-Star, erreicht mit seinen Videos Millionen junge Menschen. Die meisten SPIEGEL-ONLINE-Redakteure fallen also nicht direkt in seine Zielgruppe. Spätestens wer die Ü30-Gefahrenzone betreten hat, ist beim Stammpublikum von ApeCrime, Bibi oder eben Florian Mundt alias LeFloid vor allem eines: Raus.

    Zum Glück gibt es Jette. Jette ist Schülerpraktikantin im Hauptstadtbüro, sie ist 16, sie trägt Dreads, von ihr lernt man zum Beispiel, was Aggressive Inlineskating ist.
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    [*/quote*]

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Jette:

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    [Jette] guckt regelmäßig LeFloid, sie mag seine selbst produzierten Weltausblicke über Dinosaurier-DNA, Weltuntergangsverschwörungen, Satanisten oder französische Mittelstufenschüler, die im Tausch gegen Geld und Smartphones angeblich sexuelle Dienste angeboten haben sollen.

    “Das war so krass”, sagt Jette. Krasser war nur der Lehrer, der seiner Klasse Smileys in den Arm kokelte. Wer jetzt entsetzt guckt, hat verloren. “Was glaubst du, warum ich mir das anschaue!”, sagt Jette.
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    [*/quote*]

Ein Lehrer, der (wem? seinen Schülern?) Smileys in den Arm brennt? Aber, bitte! Das ist doch modern und nennt sich “branding”. Das sind mit dem Lötkolben eingebrannte Narben, wie Brandzeichen bei Pferden und Rindern, daher der Name. Das ist “Kunst” und voll im Trend! Wie Tattoos. Also “voll cool”.

Noch Fragen?
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Zurück zum Thema: Der Spiegel braucht einen Übersetzer. Siehe

    https://twitter.com/annmeiritz/status/620660314774839296
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    Annett Meiritz @annmeiritz

    Da ich nicht Zielgruppe bin…Schülpraktikantin Jette schaut mit mir @LeFloid -meets-Kanzlerin. #netzfragtmerkel
    8:25 PM – 13 Jul 2015
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Und? Durchgefallen…

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    Die Kanzlerin, sie hat sogar LeFloid gezähmt. Und er hat sich zähmen lassen. “Ich bin nicht Claus Kleber für Jugendliche”, sagte er vor ein paar Wochen im SPIEGEL. Nach diesem Interview ist das nicht mehr so sicher.
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    [*/quote*]

Böses Foul! Armer Claus Kleber.
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Zurück zum Thema: Der Spiegel braucht einen Übersetzer. Diesmal sehen wir uns jedoch einen anerkannt-gestylten anerkannten Chefredaktor an, nicht vom Spiegel, sondern von bild.de:

    BILD & Instant Articles:
    “Lernen, wie der perfekte Journalismus in einer mobilen Welt aussieht”
    http://meedia.de/2015/07/13/wir-wollen-lernen-wie-der-perfekte-journalismus-in-einer-mobilen-welt-aussieht/

    [*quote*]
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    Welches Erzähl- bzw. Präsentationsschema haben Sie bei der WM-Story verfolgt?

    Wir haben zu allererst an die User und die typischen Handy-Nutzungssituationen gedacht. Es gibt inzwischen wahnsinnig viele imposante Storytellings im Netz, die jede nur denkbare Darstellungsform benutzen. Oft habe ich den Eindruck, dass die zwar toll aussehen – aber von kaum einem User bis zu Ende gelesen werden. Zu viel Text, zu viele Spielereien. Deshalb haben wir keine Effekte um der Effekte Willen eingebaut, sondern dort, wo es uns sinnvoll erscheint. Außerdem haben wir auf die vertraute Swipe-Logik gesetzt. Schnell konsumierbar, sofort auf den Punkt, mit exklusiven Inhalten, die es so nur von Bild gibt. Unschwer zu erkennen: Videos spielen hier ebenfalls eine große Rolle, wie auch in unserer Gesamtstrategie. Mich reißt der Götze-Artikel auch deshalb so mit, weil ich die emotionalsten Momente noch einmal im bewegten Bild erleben kann. Man darf nicht vergessen: Wir reden hier über einen Test, dem weitere folgen werden. Sicherlich auch in anderen Aufmachungen und Formatierungen. Wir wollen lernen, wie der perfekte Journalismus in einer mobilen Welt aussieht.
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    [*/quote*]

So ganz entre nous: Versteht Einer dieses Gestammel?

Computer ist mindestens 20-Zoll-Bildschirm und große Tastatur, alles darunter ist Spielzeug – nur um mal die Dimensionen zurechtzurücken. Und jetzt kommen da so ein paar Teletubbieinkarnationen und wollen UNS erzählen, was Technik ist? Brabbeln und blubbern in einer Kindersprache – wie ein leckes Aquarium – und außer ein paar Pfützen und toten Fischen bleibt nichts übrig. Also, wenn DAS und DIE die Zukunft des Journalismus sind, dann kann man auch getrost in einer Pommes-Schale über den Atlantik paddeln. Sie werden sehr weit damit kommen…
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Grüße aus der Gutenberg-Galaxis

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Gibt es für Minderintelligenz Mengenrabatt?
“Babys sind voll alkalisch?”
http://transgallaxys.com/~kanzlerzwo/index.php?topic=8485

Post Title: Zwei Hühner auf dem Weg nach vorgestern und die Zukunft des Journalismus
Author: Acorlin
Posted: 14th July 2015
Filed As: Hochkultur, Medienmafia, tief unterhalb der mentalen Nulllinie...
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