Hallo Stefan,
---Zitat--- alle haben was zu sagen nur keiner mit seinem richtigen Namen. Ist es der fehlende Mut zur Selbstbehauptung und einfach der Schutz der Persönlichkeit ? ... Ich denke es ist in unsere Gesellschaft wichtig, zu seinem Standpunkt zu stehen und nicht die Anonymität des Internet für sich zu nutzen. ---tatiZ---
Wie Tom schon angedeutet hat, ist das Internet tatsächlich prinzipiell ein "anonymes" Medium. Ob Sie wirklich Stefan Nicolay heißen oder ob ich Udo Teichmann bin, ist durch die bloße Angabe des Namens im Internet ja keineswegs gesagt. Und es besagt im Grunde auch wenig, wenn wir wirklich so heißen, wie wir schreiben: Persönlich sind wir im Internet ja wohl kaum jemandem bekannt, oder sind Sie eine Person der Zeitgeschichte, die "man" kennen muß"?
Deshalb ist die Zeichnung eines Artikel mit dem "richtigen" Namen für erfahrene Internet-User genauso gut oder so schlecht wie die Zeichnung mit einem Pseudo: Der ausgeschriebene volle Namen kann genau so wenig verifiziert werden wie das Pseudonym.
Umso mehr Bedeutung erlangt damit der Inhalt von Beiträgen im Internet. Was drunter steht, Pseudo oder voller Name, dient dann allenfalls noch der Wiedererkennung, um also etwa einen Beitrag mit anderen Beiträgen, die unter dem selben Namen veröffentlicht wurden, vorsichtig in Kontinuität zu setzen, vorsichtig - denn auch unter dem vollen Namen können im Internet ja durchaus unterschiedliche Leute schreiben.
Im Internet zeigt sich, daß auch "der eigene Name" schon technisch nicht mehr das "Echtheitssiegel" ist, das wir im Alltag gewöhnlich mit unserem "guten Namen" verbinden. Im Alltag stehen wir in einem realen Kontext, wo man uns "kennt": in Nachbarschaft, Berufsumfeld, bei Freunden und Verwandten, bei Bank und Behörden. Im Internet dagegen stehen wir in einem virtuellen Kontext, wo man prinzipiell Niemanden "kennen" kann, weil uns nicht Hand und Gesicht unserer Diskussionspartner begegnen, sondern hinter jedem Beitrag steht nur ein "elektronisches Gewitter", das schon auf spielerische Weise vielfältig modelliert werden kann und wird, weil "man" hier mal der "sein" kann, der man im Alltag vielleicht sehr gern wäre. Es fasziniert viele, daß man sich im Internet auch auf Dauer eine "neue" oder "andere" Identität - oder auch viele verschiedene - zulegen kann. Das liegt in der "Natur" dieses unnatürlichen Mediums, kommt aber der menschlichen Natur mit seiner Freude an Maskeraden durchaus entgegen. Daneben gibt es allerdings auch den "bösen Nachbarn", der im Internet unter Pseudonym ungestraft mal so richtig die Sau rauslassen will.
Die Verwendung eines Pseudonyms kann aber auch durchaus achtbare Gründe hinsichtlich des Schutzes der Persönlichkeit haben. Der Datenverkehr auf dem Internet wird tatsächlich so vielfältig mitgelesen und ausgewertet, auch von mächtigen, undurchsichtigen und konspirativen Institutionen, daß niemand mehr völlig übersehen werden kann, wann oder wo und in welchem Kontext man vielleicht einmal mit seinen eigenen Internetaktivitäten konfrontiert wird. Wer sich gegen solche uferlosen Unwägbarkeiten im Internetauftritt durch ein Pseudonym wenigsten ein bißchen schützen will, muß keineswegs ein "Feigling" sein, der nicht zu seiner Meinung stünde.
Ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, daß auch viele Teilnehmer, die hier mit ihrem konstanten Pseudo schreiben, sich als durchaus seriöse und unverwechselbare Duiskussionspartner etabliert haben, die auch "zu ihrer Meinung" stehen und sie klug und beherzt zu vertreten wissen.
Mit freundlichen Grüßen Udo Teichmann
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