Datum: 16.07.2001 21:58:24 Autor: Claus II ©
Nanu, wo ist denn der Thread über Glaubensfragen geblieben?


Kirchenmusik
Ja, die Kirchenmusik hat eine lange Geschichte.
Die meisten Stücke wurden allerdings den Musikern in Auftrag gegeben. Bach hat ja Hunderte von Orgelstücken, Kantaten, Motetten, Passionen und und und wie am Fließband "produziert", nein,natürlich komponiert!
Sicher ging inzwischen einiges verloren und Musiker-Kollegen haben geholfen, uns, der Nachwelt, einiges zu erhalten.

Zur katholischen Seite kann ich nicht viel sagen, da ich ein anderes Gebetsbuch haben keine"

Insofern fällt es mir auch schwer, etwas detalliertes zur Missa
solemnis( feierliche Messe) von Beethoven zu schreiben bzw. zu kommentieren. Ob Beethoven- ein Bonner(?)- überhaupt katholisch war?
Vielleicht hat auch er einen Auftrag von der kath. Geistlichkeit erhalten oder, was ich bei ihm eher glaube, er hat es aus Intuition bzw. Freude an der Musik getan? Sonst kenne ich von ihm kein Stück aus der Kirchemusik. Keine Passionen, keine Oratorien, keine Orgelkonzerte! Auch die "Blechbläser" hat er gemieden.

Vielleicht kann hier ein musikinteressierter Katholik, z.B. Mata Hari, weiterhelfen?

Also, Ihren Seitenhieb auf Calvinisten und Lutheraner kann ich nicht verstehen bzw. mitvollziehen.
Bach und Händel, für mich die bedeutensten Kirchenmusiker, neben Buxtehude, haben "keine Vereinfachung der vorgefundenen katholischen Muster" in Betracht gezogen.
Aus Bachs Musik geht im Gegenteil Eigenwilligkeit und Souveränität, ja, weitestgehend Unabhänigkeit von irgendwelchen Vorgaben usw. hervor.

Ihrer Beurteilung bei der Oper kann ich folgen. Die Höfe übten schon starken Einfluß auf die Komponisten bzw. deren Musik aus. Auch Wagner ließ sich von König Ludwig II. von Bayern sagen, was dieser gern hören wollte. Es ging aber oft auch umgekehrt. Denken Sie an Tannhäuser( Venusbergszene bzw.Rom-Erzählung), wo sich Wagner ganz schön kritisch mit der kath.Kirche, vor allem Rom, auseinandergesetzt hat.
Aber Lohengrin? Gerade mit dieser romantischen Oper identifizierte sich Ludwig voll, fast kindisch-naiv! Er wollte selbst der Schwan sein, gell?

Im Fach Kirchenmusikgeschichte sind Sie mir Meilen voraus.
Ich war während meiner Münchener Zeit zwar ganz nahe an der Kirchenmusik dran( Prof.Richter), habe aber das Fach weder studiert noch später professionell praktiziert.

Zum letzten Absatz Ihres Beitrages, ja, es ist so, die Anpassung an den heutigen vorherrschenden Zeitgeist möchte ich schon als übertrieben bezeichnen.
Die Kirchen suchen verzweifelt nach Lösungen, wie sie ihre Schäfchen wieder in die Gottes- und Gemeindehäuser "locken" können.
Ich bin kein eifriger Kirchengänger, deshalb erlaube ich mir einen solchen Hinweis.
Der Kirchentag in Frankfurt am Main hat mich allerdings enttäuscht, ja, entsetzt, weil nicht mehr das Evangelium, der Glaube, die Nächstenliebe usw. Mittelpunkt waren, sondern, wie Sie es auszudrücken pflegen, modernes, für mich zu
(partei-) politisches, mit einem "Markt der Möglichkeiten", wo sich Atheisten wie Gysi, Bisky, Schwule und Lesben nach Herzenslust tummeln konnten.

Beklagen?
Ich meine, was die menschen- bzw. individuum-aber auch völkerfeindliche fortschreitende Globalisierung in der Welt angeht, sollte man durchaus gegensteuern und protestieren, wo immer es möglich ist.


Gruß

Claus