erstellt am: 05. Februar 2001 02:58
Wie funktioniert eine Impfung?
Impfungen sind möglich, weil das Immunsystem gegenüber vielen Krankheitserregern, die es "kennen gelernt" hat, eine gezielte Abwehrstrategie aufbaut. Mit spezialisierten Zellen und Antikörpern vernichtet es die Keime oder inaktiviert Zellgifte. Für diese spezifische Abwehr entstehen im Immunsystem auch "Gedächtniszellen", die sich bei erneuter Infektion daran erinnern und sofort die entsprechenden Antikörper produzieren, bevor die Krankheit ausbrechen kann. Gleiches passiert auch bei einer Impfung, nur dass dem Organismus nicht krank machende Formen der Viren, Bakterien oder Zellgifte (so genannte Antigene) zugeführt werden.Dieses Lernprogramm für das Immunsystem erfordert für fast alle Impfungen eine Serie von Antigen-Kontakten, also mehrere Injektionen in bestimmten Zeitabständen. Danach besteht die so genannte Grundimmunisierung gegen eine Krankheit, die für einige Erreger lebenslang ausreicht. Für manche Bakterien oder Viren benötigt das Immunsystem ein gelegentliches Gedächtnistraining, das durch die Auffrisch-Impfungen erreicht wird, wie sie für Tetanus und Diphtherie alle 10 Jahre empfohlen werden.
Die natürliche Immunität ist nicht gesünder
Nicht selten besteht die Auffassung, die "natürlich" erworbene Immunität durch Krankheit sei gesünder oder wirksamer als die "künstlich" erzeugte Immunität durch Impfung. Das ist jedoch ein Irrtum. Die durch Impfung erzielte Immunabwehr arbeitet mit denselben natürlichen Mechanismen wie eine durch Krankheit erzielte Abwehr. Allerdings läuft sie kontrolliert und effektiver ab, zudem leistet eine einmalige Erkrankung keinen sicheren Schutz vor erneuter Ansteckung.
Eine abgeschlossene Grundimmunisierung bietet diese Sicherheit. Auch hat sich bestätigt, dass "angeimpfte" Kinder, die vor Abschluss einer Impfserie doch erkranken, im Falle eines Falles sehr viel mildere Krankheitsverläufe und nahezu keine Komplikationen erleben.
Womit wird geimpft?
Von den zahlreichen vorhandenen Impfstoffen (Seren, Vakzine) enthalten manche abgeschwächte lebende oder inaktivierte Viren oder Bakterien, andere nur die krank machenden Bausteine oder Zellgifte der Erreger. Sie stehen jeweils als Einzelvakzine (nur für eine Krankheit) oder als Mischpräparate zur Verfügung. So hat sich die gleichzeitige Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln als 3er-Kombination oder gegen Diphtherie und Tetanus als 2er-Kombination gut bewährt. Der große Vorteil ist, dass dem "Impfling" mehrfache Spritzen erspart bleiben, da alle gegenwärtig empfohlenen Impfungen als Injektion erfolgen. Auch die Schluckimpfung gegen Kinderlähmung ist durch einen Impfstoff, der nun gespritzt wird, ersetzt worden.
Welche Nebenwirkungen können Impfungen haben?
Die heute gebräuchlichen Impfstoffe wurden vor ihrer Zulassung nach strengen Vorschriften sorgfältig geprüft. Sie haben sich in ihrer Wirksamkeit und Verträglichkeit bewährt. Wie bei Medikamenten sind aber auch bei Impfstoffen Nebenwirkungen nie völlig auszuschließen. Dabei kann eine mögliche Impfreaktion sowohl durch den Wirkstoff als auch die benutzten Zusatzstoffe ausgelöst werden.
Zu den möglichen, aber meist unbedenklichen allgemeinen Impfreaktionen gehören:
· vorübergehende Rötung, Schwellung, Brennen oder Juckreiz an der Impfstelle,
· Müdigkeit, Abgeschlagenheit, leichte Temperaturerhöhung oder Kopfschmerzen innerhalb der ersten 48 Stunden,
· leichter Hautausschlag und Lymphknotenschwellungen,
· nach der Masern-Mumps-Röteln-Schutzimpfung kann es zusätzlich nach etwa zwei Wochen zu leichten Symptomen der entsprechenden Krankheit kommen.
In seltenen Fällen kann es nach einer Impfung zu einer Überempfindlichkeitsreaktion kommen, die sich beispielsweise in Nesselfieber ausdrückt. In diesem Falle oder bei anderen als den oben genannten milden Impfreaktionen sollte umgehend ärztlicher Rat gesucht werden, wenn möglich bei dem Arzt, der die Impfung ausgeführt hat.
Impfschäden sind selten
Von Impfreaktionen oder -nebenwirkungen zu unterscheiden sind Impfschäden. Impfschäden sind bleibende gesundheitliche Beeinträchtigungen als direkte Folge einer Impfung. Bei sorgfältiger Beratung und Beachtung individueller Einschränkungen sind Impfschäden extrem selten und liegen deutlich unter den Komplikationsrisiken der jeweiligen Erkrankungen. Beispielsweise beträgt das Risiko, nach einer Masernimpfung einen Hirnschaden zu erleiden, 1:1.000.000.
Die Versorgung impfgeschädigter Personen ist im Bundes-Seuchengesetz geregelt. Beratung und Auskunft erteilt das Gesundheitsamt.
Wie läuft eine Impfung ab?
Jeder Impfung muss die persönliche Beratung durch den Arzt vorausgehen. Dabei muss er nach individuellen Risiken und Impfeinschränkungen (z. B. chronische oder akute Erkrankungen des Impflings, Reaktionen auf frühere Impfungen) fragen.
Die Aufklärung über die Impfung muss sowohl deren Nutzen, die Krankheitsrisiken bei ihrer Unterlassung sowie die Information über mögliche Nebenwirkungen, Komplikationen und Risiken einer Impfung beinhalten. Empfehlungen über Verhaltensmaßnahmen im Anschluss an die Impfung, Information über Beginn und Dauer der Schutzwirkung sowie Hinweise zu weiteren Impfterminen (Impfserie, Auffrischung) gehören ebenfalls zur Impfleistung des Arztes. Schließlich hat er die Impfung im Impfausweis zu dokumentieren bzw. eine Impfbescheinigung auszustellen.
Grundlage der Beratung müssen die aktuellen Empfehlungen der Gesundheitsbehörden sein. Sie werden regelmäßig als so genannte STIKO-Empfehlungen von der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Institutes in Berlin veröffentlicht (z.B. im Internet unter http://www.rki.de).
Die Impfung selbst ist eine Spritze, die bei langsamer Injektion wenig schmerzhaft ist. Sie wird bei Kindern meist in den Oberarmmuskel, bei Erwachsenen auch in den Oberschenkel oder das Gesäß verabreicht. Kindern kann vorher ein "Zauberpflaster" auf die Stichstelle geklebt werden, dessen Wirkstoff oberflächlich betäubt und den Schmerz beim Einstich mildert.
Die sorgfältige Dokumentation durch den impfenden Arzt in einem Impfbeleg (z.B. Impfpass) ist vorgeschrieben und muss folgende Angaben enthalten:
· Name und Geburtsdatum des Geimpften
· Datum der Impfung
· Bezeichnung des Impfserums mit Chargen-Nummer und Hersteller
· Impfdosis
· Unterschrift des impfenden Arztes
· Praxis- oder Instituts-Stempel
Die Impfdokumente sollten sorgfältig aufbewahrt und zu Impfterminen mitgebracht werden. Bei Auslandsreisen ist es ratsam, den Impfpass selbst oder eine Kopie mitzuführen.
Obwohl sie sehr selten sind, können bleibende gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Impfungen nicht völlig ausgeschlossen werden. Für alle öffentlich empfohlenen Impfungen im Sinne des Bundes-Seuchengesetzes besteht im Falle eines Impfschadens ein Entschädigungs- und Versorgungsanspruch durch die Bundesländer. Die korrekte Dokumentation der Impfung ist dafür eine wesentliche Voraussetzung.
Krankheiten für die eine Empfehlung der StiKo vorliegt
Diphtherie
Das Diphtherie-Bakterium wird überwiegend über die Atemluft (Tröpfcheninfektion) oder direkten Kontakt übertragen und setzt sich bevorzugt in den Schleimhäuten der Atemwege fest. Es gibt Gift ins Gewebe ab und führt zu schwerer Entzündung, was im Bereich des Kehlkopfes Erstickungsanfälle auslösen kann. Auf dem Blutweg kann das Bakteriengift schwere Herzmuskel-, Nieren- oder Nervenschäden mit lebenslanger Behinderung verursachen. Die gefürchtete Infektionskrankheit verlief vor Einführung der Schutzimpfung vor allem für Kinder oft tödlich. Diphtherie-Epidemien treten weltweit, auch in Europa noch immer auf. Etwa 3 Prozent der Erkrankten sterben. Obwohl in Deutschland Diphtherie selten geworden ist, besteht bei unzureichender Impfbeteiligung der Bevölkerung durch Einschleppung aus dem Ausland (z.B. ehemalige Sowjetunion, Türkei) auch hier das Risiko schwerer Epidemien. Die Diphtherie-Impfung sollte ab dem 3. Lebensmonat begonnen werden. Eine vollständige Grundimmunisierung erfordert vier Impfungen. Auffrischungen werden bei Einschulung und danach lebenslänglich in etwa 10-jährigen Abständen empfohlen. Sinnvoll ist die Impfkombination Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten (drei Impfstoffe in einer Spritze), da alle drei Impfungen demselben Zeit-Schema folgen. Außerdem werden so den Kindern allzu viele Nadelstiche und den Eltern zusätzliche Arzttermine erspart.
Tetanus
Auch Tetanus (Wundstarrkrampf) wird durch Gift eines in Erde (auch Blumenerde), Schmutz und Straßenstaub vorkommenden Bakteriums verursacht. Der Erreger gelangt selbst über kleinste Verletzungen (Schürf-, Riss-, Schnitt- oder Bisswunden) in den menschlichen Organismus, vermehrt sich dort rasch und bildet ein Nervengift, das schwerste Muskelkrämpfe auslöst. Ist auch die Atemmuskulatur betroffen, droht der Erstickungstod. Trotz intensivmedizinischer Behandlung stirbt etwa jeder dritte Tetanuspatient. Die Impfung gegen Tetanus sollte ab dem 3. Lebensmonat, am besten als Kombination mit Diphtherie und Keuchhusten entsprechend dem Impfkalender erfolgen. Es gibt aber auch Einzelimpfstoffe, die besonders bei akuten Verletzungen und nicht bekanntem Impfschutz zum Einsatz kommen. Eine Auffrischimpfung in 10-jährigen Intervallen ist lebenslang empfohlen und kann mit der Diphterie-Auffrisch-Impfung kombiniert werden (zwei Impfstoffe in einer Spritze).
Pertussis (Keuchhusten)
Keuchhusten (Pertussis) wird über die Atemluft (Tröpfcheninfektion) übertragen. Der Erreger besiedelt die Schleimhäute der Atemwege und reizt zu quälenden Hustenkrämpfen. Die auch als Stickhusten bekannte Erkrankung quält die Kinder in Einzelfällen monatelang. Sie kann als Komplikation zu Lungen- und Gehirnentzündung führen und begünstigt die Entwicklung von Asthma. Noch immer sterben in Deutschland Kinder an Keuchhusten. Besonders Säuglinge sind gefährdet, da zwischen den Hustenattacken lebensbedrohliche Atemstillstände auftreten können. Aus diesem Grund ist die Keuchhusten-Impfung zum frühestmöglichen Zeitpunkt ab dem 3. Lebensmonat empfohlen. Der heutige Impfstoff kann in der Dreierkombination mit Diphtherie und Tetanus gespritzt werden und wird besser vertragen als der früher übliche Lebendimpfstoff. Die Grundimmunisierung umfasst vier Impftermine entsprechend dem Impfkalender und sollte bis zum 15. Lebensmonat abgeschlossen sein. Eine spätere Auffrisch-Impfung ist nicht nötig.
Hib-Infektion
Auch Hib-Infektionen bedrohen besonders Säuglinge und Kleinkinder. Das Bakterium Haemophilus influenzae Typ b wird durch Schmier- und Tröpfcheninfektion übertragen und verursacht schwere Infektionskrankheiten. Gefürchtet sind vor allem die eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis) und die Kehldeckelentzündung (Epiglottitis), die Erstickungsanfälle verursacht. Die Infektionen können einen so rasanten Verlauf nehmen, dass jede intensivmedizinische Hilfe und Antibiotikatherapie zu spät kommen. Neben den Todesfällen hinterlässt die Hib-Meningitis aber auch bei den überlebenden Kindern eine traurige Bilanz: Jedes Dritte erleidet Dauerschäden mit geistiger und körperlicher Behinderung. Die Meningitis bedroht Säuglinge und Kleinkinder bis zum dritten Lebensjahr, die Kehlkopfentzündung kommt am häufigsten zwischen dem zweiten und sechsten Lebensjahr vor. Ab dem Schulalter ist das Immunsystem grundsätzlich Sieger im Kampf mit dem gefährlichen Bakterium. Heimtückisch ist allerdings, dass viele gesunde Menschen dennoch Träger von Hib-Keimen sind und sie an Säuglinge und Kleinkinder weitergeben. Nur rechtzeitige Impfung schützt in diesen Fällen. Der deutliche Rückgang an von Hib verursachten Infektionen und Todesfällen belegt die Wirksamkeit der Impfungen. Entscheidend ist der frühzeitige Impfbeginn im dritten Lebensmonat. Der Impfschutz ist mit der 2. und 3. Impfung im 5. bzw. 12. 15. Lebensmonat vollständig.
Poliomyelitis
Die Poliomyelitis (Kinderlähmung, Polio) wird durch die Polio-Viren (drei verschiedene Typen) im direkten Kontakt von Infizierten (Schmierinfektion) übertragen. Die Viren befallen das Nervensystem und verursachen Lähmungen der Arme, Beine und der Rückenmuskulatur. Die meisten Erkrankten behalten lebenslange Behinderungen zurück. Wenn die Atemmuskulatur betroffen ist, kann die Erkrankung tödlich ausgehen. Gegen Polio gibt es keine Medikamente, die den Krankheitsverlauf beeinflussen können, einzig die vorbeugende Impfung bietet einen sicheren Schutz. Vor Einführung der Schutzimpfung im Jahr 1962 erkrankten in Deutschland mehrere tausend Menschen, Hunderte starben. 1996 dagegen wurden nur noch drei Erkrankungsfälle gemeldet. Allerdings ist diese positive Entwicklung kein Grund zu Impfnachlässigkeit, denn in einigen afrikanischen Ländern oder auf dem indischen Subkontinent ist die Kinderlähmung noch immer verbreitet. Von dort können Reisende Viren einschleppen, die bei unzureichender Durchimpfung der Bevölkerung auch hier erneute Epidemien auszulösen in der Lage wären. Die Polio-Schluckimpfung mit abgeschwächten Viren wird von der STIKO derzeit nicht mehr empfohlen. Sie wurde von einem Serum aus abgetöteten Erregern abgelöst, das gespritzt wird. Die Grundimmunisierung benötigt insgesamt eine Serie von drei Impfungen, die im 3., 5. und 12. 15. Lebensmonat erfolgen sollten. Im 11. 18. Lebensjahr ist eine einmalige Auffrisch-Impfung empfohlen, die nur in Ausnahmefällen für bestimmte Berufsgruppen oder Reisende in Epidemiegebiete wiederholt werden sollte.
Masern
Masern ist die am häufigsten verharmloste Viruserkrankung des Kindesalters. Hartnäckig hält sich das Gerücht, daran zu erkranken sei "gesünder" als dagegen zu impfen. Aus diesem Grund veranstalten einige wohlmeinende Eltern regelrechte "Masern-Partys", wenn ein Kind im Freundeskreis erkrankt ist, um ihre gesunden Kinder dort absichtlich zu infizieren. Das würde auch leicht funktionieren, denn Masern sind sehr ansteckend und werden durch Tröpfcheninfektion übertragen. Der unkomplizierte Krankheitsverlauf (ca. 14 Tage) ist von hohem Fieber, einem typischen Hautausschlag, Husten und Bindehautentzündung geprägt. Doch schwere Komplikationen wie Lungen- und Mittelohrentzündungen, die wiederum zu bleibender Schwerhörigkeit oder Taubheit führen können, treten häufig auf. Bei kleinen Masernpatienten besteht außerdem ein Risiko von 1:1.000, an einer schweren Hirnentzündung zu erkranken, die für etwa 15 Prozent dieser Kinder tödlich verläuft. Das Risiko, nach einer Masernimpfung einen Hirnschaden zu erleiden, liegt dagegen nur bei 1:1.000.000. Die im Vergleich weitaus risikoärmere Masern-Impfung ist damit der einzig sichere Schutz vor der möglicherweise folgenschweren Erkrankung. Die vollständige Immunisierung erfordert je eine Impfdosis im 12. 15. Lebensmonat und im 5. 6. Lebensjahr. Eine Dreierkombination mit Mumps- und Rötel-Vakzinen wird empfohlen.
Mumps
Auch Mumps (Ziegenpeter), eine Virusinfektion, die meist mit Fieber, Kopfschmerzen und der Entzündung der Speicheldrüse einhergeht, ist besonders wegen der schweren Komplikationen ernst zu nehmen. Bei etwa jedem zehnten erkrankten Kind tritt eine Entzündung der Hirnhäute (Meningitis), seltener auch des Gehirns (Enzephalitis) auf. Eine typische Komplikation ist auch eine bleibende Schädigung des Hörnervs bis zur Taubheit. Für Mumps-Patienten jenseits der Pubertät stehen andere Komplikationen im Vordergrund: Die Viren infizieren dann häufig auch die Keimdrüsen und verursachen bei jedem vierten Mann eine Hodenentzündung. Bei jeder zwanzigsten Frau kommt es zu einer Eierstockentzündung. Beides kann Unfruchtbarkeit zur Folge haben. Die rechtzeitige Impfung gegen Mumps schützt vor bleibenden Gesundheitsschäden und sichert den Kindern Lebensqualität und Entscheidungsfreiheit für die Zukunft (Kinderwunsch). Der vollständige Impfschutz wird mit zwei Serumgaben erreicht, die im 12. 15. Lebensmonat und im 5. 6. Lebensjahr injiziert und idealerweise mit der Masern- und Röteln-Impfung kombiniert werden.
Röteln
Die Röteln sind eine relativ harmlose Infektionskrankheit, die von Fieber und einem Hautausschlag begleitet wird. Die Komplikationsrisiken für die Erkrankten selbst sind äußerst gering. Allerdings kann die Viruserkrankung von schwangeren Frauen auf ihre ungeborenen Kinder übertragen werden und dort zu schwersten Missbildungen an Augen, Ohren, Herz und Gehirn führen. Nach neueren Erkenntnissen führt nicht nur die Röteln-Infektion eines Ungeborenen während der ersten drei Monate, sondern während der gesamten Schwangerschaft zu gravierenden Störungen. Heimtückisch ist, dass es für Schwangere keine Möglichkeit gibt, einer Infektion aus dem Wege zu gehen: Einerseits ist in den ersten Wochen vielen Frauen ihre Schwangerschaft selbst noch unbekannt. Andererseits verläuft die Erkrankung häufig so harmlos, dass sie nicht erkannt wird. Der einzige Schutz der Ungeborenen vor einer Röteln-Infektion ist die sichere Immunität der Mutter gegen die Röteln-Viren. Deshalb sollten alle Kinder gegen Röteln geimpft werden auch die Jungen , um zu verhindern, dass sie als Ansteckungsquelle für Schwangere dienen. Die Impfung von Kindern, die in der Umgebung von Schwangeren leben, ist kein Risiko für die Schwangerschaft. Schwangere selbst dürfen jedoch nicht geimpft werden. Ungeimpften Frauen mit Kinderwunsch wird empfohlen, zuvor durch eine Blutuntersuchung ihre fragliche Immunität gegen Röteln beim Arzt überprüfen zu lassen. Sind keine oder nicht genügend Antikörper gegen Röteln-Viren vorhanden, sollte eine Impfung erfolgen, wobei für einen Zeitraum von drei Monaten auf sorgfältigen Empfängnisschutz zu achten ist. Die Röteln-Impfung wird gut vertragen und bietet nach zwei Impfungen einen vollständigen Infektionsschutz. Sie sind im 12. 15. Lebensmonat und 5. 6. Lebensjahr vorgesehen und werden als Kombinationsimpfung mit Masern und Mumps empfohlen. Es gibt kein Medikament, das Masern, Mumps oder Röteln heilen oder die schwer wiegenden Folgen sicher verhindern kann. Aber die zweimalige Kombinationsimpfung schützt "mit einem Streich" vor drei Krankheiten.
Hepatitis B
Hepatitis (Leberentzündung, Gelbsucht) wird durch Viren verursacht, die in verschiedene Typen (A, B, C, D, E und G) eingeteilt werden. Das Hepatitis-B-Virus (HBV) spielt weltweit wegen seiner Verbreitung und der Schwere der von ihm verursachten Leberentzündung eine besondere Rolle. Die Erkrankung wird ausschließlich von Mensch zu Mensch übertragen, im Wesentlichen durch Kontakt mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten (zum Beispiel Samenflüssigkeit oder Scheidensekret). Die darin enthaltenen Viren können über kleine Verletzungen in Haut und Schleimhaut in den Organismus eindringen. Ungeschützter Geschlechtsverkehr und Drogenmissbrauch (unsaubere Spritzen) sind die häufigsten Infektionsursachen. Aber auch intensiver alltäglicher Kontakt in der Familie, wie er etwa zwischen Mutter und Kleinkind oder unter Spiel- und Schulkameraden stattfindet, birgt Ansteckungsgefahren. Die Hepatitis kann mit unspektakulären Allgemeinsymptomen, die einer Grippe ähneln, beginnen, häufig begleitet von Übelkeit und Erbrechen. Eine direkte Behandlung ist nicht möglich. Bei etwa einem Prozent der Erkrankten führt ein rasanter Krankheitsverlauf innerhalb kurzer Zeit zur völligen Zerstörung der Leber mit tödlichem Ausgang. Die überwiegende Zahl der akuten Erkrankungen heilt jedoch von alleine völlig aus. Bedrohlich ist die Hepatitis B vor allem deshalb, weil sie einen chronischen Verlauf nehmen kann, der sich umso häufiger entwickelt, je jünger die Patienten sind. Bei Säuglingen und Kleinkindern beträgt dieses Risiko 90 Prozent, bei Erwachsenen 10 Prozent. Eine chronische Hepatitis führt zur Leberverhärtung (Leberzhirrhose), die nicht heilbar ist und die Entwicklung von Leberkrebs begünstigt. Es gibt zahlreiche Patienten mit einer chronischen Hepatitis B, die nichts von ihrer Erkrankung wissen, die aber das Virus weitergeben können. In Deutschland liegt diese Zahl bei etwa 0,8 Prozent der Bevölkerung. Die Hepatitis B hat in den letzten 15 Jahren deutlich zugenommen. Die höchste Steigerung der Ansteckungsfälle wird in der Altersgruppe der 15- bis 25-jährigen registriert. Diesem Trend und der Gefährdung für den Einzelnen wird seit 1995 mit der Aufnahme der Hepatitis B-Impfung in den Impfkalender (allgemein empfohlene Schutzimpfungen) begegnet. Darin ist zur Grundimmunisierung eine Impfserie von insgesamt drei Injektionen vorgesehen, die im 3. und 5. sowie im 12. 15. Lebensmonat erfolgen sollten. Für Neugeborene von Müttern, die das Hepatitis-Virus tragen oder deren Blutwerte nicht bekannt sind, gelten abweichende Empfehlungen.