Altpapier ist nicht Makulatur

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Alte Zeitungen. Zeitungen sind alt ab dem Moment, ab der Sekunde, in der sie gedruckt wurden. Dann werden sie verteilt ins Land. Sie werden verkauft, sie werden verschenkt, sie werden irgendwo vergessen.

Zeitungen sind Papier und Druckfarbe. Könnte man die Druckfarbe aus dem Papier ziehen, wäre das Papier Papier – und wenn es altes Papier ist, dann eben altes Papier. Altpapier.

Gäbe es die Druckfarbe für sich, würde sie Buchstaben formen, Bilder sein, Zeichen in der Luft formen – brauchte man das Papier nicht mehr. Altes Papier wäre altes Papier – und keine Makulatur.

Ohne Farbe, die Buchstaben und Bilder und Zeichen als reine Information, so brauchte man auch die Farbe nicht mehr. Und ohne Druckfarbe gäbe es keine Makulatur. Die Zeit der Makulatur wäre vorbei.

Schön wäre die Welt. Papier wäre Papier. Es wäre schön, es wäre gut, es würde alt werden. Und es wäre Papier. Die Texte, die Bücher, die Artikel, die Bilder, sie alle würden existieren als reine Information. Keine Farbe brauchte man für sie, und dennoch würden sie für uns erscheinen.

Schöne Welt. Und ein Trugschluß.

Papier lebt, Papier bleibt. Papier wird alt. 1000 Jahre sind keine Zeit.

Ein falscher Knopfdruck, ein falscher Stromimpuls – oder auch nur eine einzige diffundierte Zelle unter Milliarden -, schon ist ein elektronisches Buch dahin oder eine ganze Bibliothek. Pardon, nicht Bibliothek, denn Bücher gibt es nicht mehr, es gibt nur noch Daten. Und die gibt es dann auch nicht mehr…

Post Title: Altpapier ist nicht Makulatur
Author: Acorlin
Posted: 24th March 2015
Filed As: DreiNull, Hochkultur
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