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16.12.97: Es kam per Email ein Leserbrief

Kinderschänder sind ordentliche Menschen!


Kinderschänder sind ordentliche Menschen und
ihre Bibliothek ist wohlsortiert. Voller
Geschichten ist sie, fein sortiert nach
Geschmack. Wobei zu sagen wäre, daß die, die
ihre Wonnen mit Kindern suchen, nur ein
kleiner Teil sind derer, die sich hier
bedienen, bei der großen Bibliothek nämlich,
die man "Internet" heißt.


Geschichten gibt es viele, fein sortiert, für
jeden Geschmack. Ordentlich, jawohl, mit
Buchstaben markiert. "M/F" heißt: "Mann
schlägt Frau", "F/M" ist das Gegenteil. Geht
es nicht nur um einen, so deklariert dies ein
"MM/F". Für Kinder gibt es kleine Buchstaben.
Zwei Jungen, die von einer Frau gezüchtigt
werden: findet sich unter "F/mm".


Ordentlich, wirklich ordentlich. Alles zu
haben, Anruf, pardon e-Mail, genügt.
Lieferung frei Haus. Die Geschichten kommen
sofort, Selbstbedienung ist angesagt. Bei
anderen Sachen bitte die Lieferzeit beachten!
Wer sagt, daß Electronic Cash und Electronic
Banking keine Vorteile hätten?


Kinderschänder sind ordentliche Menschen.
Hinterher werden die Spielsachen brav
abgeräumt, wenn sie auch nicht mehr im
gleichen Zustand sind, wie vorher...


Doch, Kinderschänder sind ordentliche
Menschen. Und das Internet ist ein Kaufhaus,
wohlsortiert.


Das Internet ist groß, ist überall. Auch im
ordentlichen B im ordentlichen Staate D ist
das Internet, wohlsortiert, hat für jeden was
dabei. Ob groß, ob klein - ein jeder will
bedienet sein! Wer sagt, daß nur Große Kleine
schlagen? Ein jeder will bedienet sein! Auch
Kinder können sich der Lektüre erfreuen.
Beschränkung? Zensur! Nieder damit! Ein
blaues Band ziert das Internet, fein
geschlungen, fein umschlungen - auch um
manchen Hals - ein "gag", wer schlimmes dabei
denkt! ... Nicht nur Prügeln ist angesagt;
Lustgewinn dankt brennenden Zigaretten auf
zarter Haut, Fotos wie gewünscht - natürlich
Farbe! -, Ausdruck bitte am eigenen PC.


Bestellungen werden sofort erledigt, die
Lager sind groß; der Geschmäcker
mannigfaltiglich Deliziosa präsentieret!
Kleine Kinder, so 4 oder 6 Jahre alt? Kein
Problem - bitte Vorderansicht oder Seite? Die
Striemen aber bitte recht deutlich, s'il vous plait!


Auch in B im Staate D ist das Internet
zuhaus, wohlempfangen, wohlgelitten. Wohl
gelitten... Banausen jedoch,
Geschmacksterroristen - empfinden nicht die
gleiche Lust an der Qual -, 08/15-Fanatiker,
kommen mit Reklamationen, beschweren sich ob
ihrer gestörten Nachtruhe, gehen gar zur
Gendarmerie. Als ob die nicht schon genug zu
tun hätte!? "Eine Anzeige? Ach bitte, muß das
sein? Ich kann das hier nur aufnehmen,
bearbeiten können wir es nicht, wir haben
keine Leute dafür, ausgebildet sind wir auch
nicht, Computer haben wir eh keine. Könnten's
nicht bitte gleich zur Staatsanwaltschaft
gehen?" Sehn's? 's bringt nix, sich zu
beschwer'n. Gehn's mit der Zeit, aber gehn's,
bittschön.


Na gut, ge'ma wieder. Die Nacht im Internet,
a Blick in den Katalog, noch a Foto, wos net
g'fällt. Man kann deana Leit aber auch gor
nix recht mach'n! Am nächsten Morgen san's
schon wieder da, wolln zum Staatsanwalt! "Jo
mei, wo kommen's denn Sie her? Die
Staatsanwält sin' vor elfe nie da. I kann
eana no net amal verspreche, daß heit
ieberhaupt no was passiert."


Wenigstens die Hauptstadt hätt' a Polizei,
dachten's? Fragt sich nur, wofür, denn das
Kriminalamt ist nicht zuständig, auch wenn's
a Leich g'funden ham in dem komischen
"Internet"! "Ordnung muß sein! Wir werden
die Sach weitergeben an das
Landeskriminalamt, das zuständig ist für den
Ort, wo der ist, der den Katalog gemacht hat."


Ordentliche Menschen überall. Das LKA berät
sich mit der Oberstaatsanwaltschaft, findet
eine Lösung: "Das geht uns nichts an, denn
wir haben beschlossen, daß die
Staatsanwaltschaft des Ortes den Fall
bearbeiten muß, an dem der Anzeigenerstatter
wohnt." Das haben sie nun davon, die
Banausen. Der Boomerang kommt an den Ort
zurück, wo man ihn gestartet hat, eine Akte
unter vielen, "Akte x/97" - der Berg wächst,
denn man kann ihn nicht bearbeiten.


Die Tage vergehen, die Bilder bleiben. Noch a
Leich, bittschön?


Das Internet, ein Medium der Kommunikation,
ist gefeit gegen Zensur. Die Meinung, hier
kundgetan, daß Bilder von nackten Kindern
hier nichts zu suchen hätten, wird sofort
gekontert mit der Faust: "Mach dich davon,
ich melde dich beim Provider!" Die
Selbstreinigungskräfte des Internet sind
geübt, sorgen dafür, daß primitive Kritik
primitiver Besserwisser draußen bleibt, diese
am besten auch.

Kinderschänder sind eben ordentliche Menschen.

anonym

e-Mail: sfb@ariplex.com

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