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Leserbrief zu "Rechtschreibreform noch in diesem Jahr"
Bremerhaven, 9.10.95
Nach dem Willen der Chefs der Staatskanzleien der Bundesländer kann die neue Rechtschreibreform noch in diesem Jahr "unter Dach und Fach" kommen.
Wurde bisher international die Deutsche Sprache gepriesen als so wunderbar logisch, weil alles genau so geschrieben wird, wie man es spricht (von kleinen Ausnahmen abgesehen), so wird durch die geplante Reform jeder Deutsche nicht nur wissend, sondern auch noch zu einem Sprachhistoriker, denn jetzt muß man auch noch wissen, woher sich die Worte entwickelt haben: Statt "Paket" heißt es hinfort "Packet", denn es kommt von "packen". Dieser Versuch einer Kulturrevolution der deutschen Sprache ist nicht der erste, aber auch der ging schon daneben. Es wäre nun ein leichtes, auch den jetzigen Versuch einfach auf die Müllhalde der Geschichte zu schieben, so wie die Treuhand ihre Fehlversuche abgehakt hat. Aber die Treuhand war eine teure Hand, der manches entglitt, was nun die Bürger zahlen müssen, mit Geld und viele mit Arbeitslosigkeit. Wie viel werden wir unterm Strich zahlen müssen für neue Schulbücher und anderes, nur wegen des Wahnsinns einiger Buchstabenklauber?
Wie wenig Sachverstand Politiker haben, ist bekannt. Bemerkenswert aber ist, mit welcher Energie sie dies immer wieder erneut unter Beweis stellen.
Armes Deutschland
e-Mail: sfb@ariplex.com
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