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Bremerhaven, 28.12.97

Virtueller Tamagotchi als Fernsehmoderator

Das Kinder-Fernsehen von einst gibt es nicht mehr. Eventuell vorhandene Intelligenz des Fernsehens ist verschwunden, Sendungen für Erwachsene und Sendungen für Kinder haben sich angeglichen: Auch Kinder werden jetzt auf dem gleich-niedrigen intellektuellen Niveau wie Erwachsene behandelt. Statt seniler Demenz jetzt chronische mediale Erwachsenen-Infantilität gleich ab dem Kindesalter. Seit H.P. Kerkeling ist das Tragen von Windeln auch für Moderatoren zur Pflicht geworden.

Früher mühsam als Handpuppe oder Knetfigur zum Leben erweckte Puppen sind in den Mittelpunkt der Sendungen gerückt. Statt neben dem Menschen zu agieren, heute der Rollentausch: Der Mensch ist nur noch Statist neben den Puppen. An die Stelle der Puppen von damals sind Computerspielfiguren getreten, mit glattem Gesicht, mit Mimik, mit Stimme, mit bewegtem Körper frei im virtuellen Studio, mit Eigenleben.

Die Gesichter der Moderatorinnen werden immer glatter, poliert und gepudert. Man kann sie kaum noch von den Computerspiel-Figuren unterscheiden. Der Mensch hat sich deren Evolution angepaßt...

Wozu noch Menschen? Der Mensch als Kostenfaktor stört bei der Fernsehproduktion.

Raus mit den Menschen! In Japan gibt es computer-animierte Kunstfiguren, die - mit sexuellen Attributen ausgerüstet - den Menschen vor der Kamera in der Gunst der Zuschauer weit hinter sich lassen: ideale optische Maße und Körperformen, immer dem neuesten modischen Trend angepaßt, niemals krank, beliebig und 100 Prozent präzise choreographierbar, programmierbar.

Doch was in Japan gerade erst zur neuen Kultwelle hochläuft, haben deutsche Denker bereits überboten: Interaktives Fernsehen mit Kunstfiguren als Moderator. Was in den Hugo-Shows noch mit Spielfiguren gemacht wird, das Steuern per Telefon-Tasten, das wird jetzt mit den Moderatoren gemacht. Digitales TV und digitales Telefon machen es möglich. Auch die Rechtsprechung hat geniale Vorarbeit geleistet: Sind sexuelle Handlungen auf dem Schirm verboten, wenn sie von realen Menschen begangen werden, so ist die gleiche Handlung erlaubt, wenn sie von einer Zeichentrickfigur vorgenommen wird. Geschlechtsverkehr in jeder Lage, Sadismus, Sodomie bis ins kleinste Detail - alles ist den Kunstfiguren erlaubt...

Raus mit dem Menschen, er steht der Entwicklung im Weg!

Armes Deutschland

e-Mail: sfb@ariplex.com

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