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Leserbrief zu "Ein Dunst von Geld", ZEIT, ehedem 16.2.96
Daß Informationen immateriell sind und auch nicht an materielle Dinge als Träger gebunden, das ist nichts neues, sondern fundamentale Grundlage des Urheberrechts - auch wenn dies noch in die Hirne von Juristen und Politikern diffundiert ist. Das geistige "Kleben" an Papier als Basis für das Urheberrecht im Textbereich ist ein schwerwiegender Fehler, der schon seit mindestens 20 Jahren hätte behoben sein müssen.
Das Übertragen von Daten ist immer ein Kopiervorgang. Über diese Tatsache stolpert auch Ted Nelson: Er übersieht, daß es nicht möglich ist, mit einer Hyperdaten-Maschine, ständig die Quelle der Daten als Marke "festzukleben". Dies liegt zum einen in der Natur der Daten selbst. Nelsons Fiktion, jedes Wort oder gar jeden Buchstaben zu markieren, würde die Datenmengen verzigfachen, ohne ihren Nutzinhalt auch nur um 1 Bit zu vergrößern. An dieser Datenflut würde zwangsläufig jedes System scheitern. Selbst dann, wenn man nur ein vollständiges Datenfile mit einer Marke versehen würde, wäre es nicht möglich, einen Hyper-Zugriff auf die Quelle zu machen, weil das ein Rechner-Netzwerk voraussetzt, das unsinnig groß ist und das die ganze Zeit nur damit beschäftigt wäre, irgendwelche Bytes um die Erde herumzutragen. Aus Gründen der Rechnerverfügbarkeit, der Zuverlässigkeit und der Energieverschwendung, die ein solches System bedeuten würden, ist es bereits im Keim widerlegt. Wollte man gar die Markierung kleinerer Datenmengen als ganzer Files durchführen, so wäre das Ergebnis selbst bei nicht besonders strikten Anforderungen, mit Verlaub gesagt, Schrott.
Zur Idee, Daten zu markieren: Es wäre möglich, Files zu kodieren und damit nicht kopierbar zu machen, wenn die Authorisierung nicht permanent vorhanden ist. Aber bereits in dem Moment, wo man die Daten, die zB für ein Bild benötigt werden, über ein Hyper-Netzwerk zu einem Empfänger schickt, ist das doch bereits ein Kopiervorgang! Die Idee, eine Kopie zu vermeiden, indem man die Daten (vom "Original") auf ein Transportmedium (zB Leitung) schickt, widerspricht sich selbst, denn man kann keine Kopie verhindern, indem man eine Kopie macht!
Weiter: Würde eine solche Kopie beim Empfänger ankommen, so kann er sie jederzeit speichern oder notfalls im Moment des Empfangs in Echtzeit in ein anderes Medium kopieren, wo dann später die Markierungen entfernt werden.
Diese Dinge sind so elementar, daß man nicht einmal ein Student des 1. Semesters sein muß, um Ted Nelson zu widerlegen. Die Ideen von Ted Nelson mögen Ted Nelson vielleicht gefallen, technisch gesehen sind und bleiben es völlig haltlose Hirngespinste!
Mit freundlichem Gruß
anonym
e-Mail: sfb@ariplex.com
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