Offener Brief zur Verantwortung der Apothekerkammern
Posted by AcorlinIn der Presse finde ich den Offenen Brief leider nur auszugsweise wiedergegeben. Von einem der Unterzeichner wurde mir der Volltext freundlicherweise zur Verfügung gestellt, den ich hiermit veröffentliche:
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10. Dezember 2013
Offener Brief
An den Präsidenten der Bundesapothekerkammer
Herrn Dr. Kiefer
und die Präsidentinnen und Präsidenten
der Landesapothekerkammern
Sehr geehrter Herr Präsident,
lieber Herr Dr. Kiefer,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
mit großer Sorge sehen wir die Entwicklung, dass der für die Existenzberechtigung des deutschen Apothekenwesens essentielle Anspruch einer wissenschaftlich fundierten und von den wirtschaftlichen Interessen der Pharmaindustrie und Ärzte entkoppelten Arzneimittelversorgung inklusive einer sachgerechten Beratung der Patienten über ihre Arzneimitteltherapie zunehmend in den Hintergrund tritt.
Wie berechtigt diese Sorge ist, zeigt exemplarisch eine aktuelle Fortbildungsveranstaltung der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern zum Thema “Schüßler-Salz-Salben”, die wie folgt beworben wird:
- “…alternative Heilmethoden werden auch in der Apotheke gerne angenommen. Die Anwendung von Schüßler?Salzen ist dabei ein Gebiet, welches bei entsprechendem Kenntnisstand in der Apotheke erfolgreich platziert werden kann. Zur Erweiterung oder Vertiefung Ihrer Kenntnisse wird in den kommenden Veranstaltungen der Blick auf Schüßler-Salz-Salben gerichtet. Wie können die Empfehlungen in der Apotheke rund um dieses Thema aussehen?”
Als Referent dieser von der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern organisierten (und finanzierten?) Veranstaltungsreihe tritt ein Mitarbeiter des Unternehmens DHU auf, das Vertreiber von Schüßler-Salz-Salben ist.
Es ist aus unserer Sicht dringend erforderlich, dass sich die Apothekerkammern wieder ihrer elementaren Aufgaben besinnen. Dazu gehört insbesondere die Pflicht, für die Qualität der Berufsausübung sowie die der Fort- und Weiterbildung zu sorgen. Eine als Fortbildung verbrämte und zertifizierte (!) Durchführung von Veranstaltungen von Unternehmen über die von diesen vertriebenen Produkte, für die es in diesem Fall – auch nach intensiver Recherche – keinen wissenschaftlich belegten Wirksamkeitsnachweis gibt, zum Zwecke der Mehrung des Apothekenumsatzes steht im Gegensatz zu dieser Aufgabe und letztendlich auch im Gegensatz zur Notwendigkeit eines wissenschaftlichen Apothekerstandes.
In tiefer Sorge um die Zukunft unseres Berufsstandes fordern wir Sie, lieber Herr Kollege Dr. Kiefer, sowie die verantwortlichen Kolleginnen und Kollegen der Landesapothekerkammern daher auf, den beschriebenen Tendenzen umgehend effektiv entgegen zu wirken.
Unterzeichner:
Prof. Dr. Bernd Clement
Prof. Dr. Theodor Dingermann
Prof. Dr. Ulrike Holzgrabe
Prof. Dr. Dres. h.c. Ernst Mutschler
Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz
Prof. Dr. Dieter Steinhilber
Prof. Dr. Angelika Vollmar
Prof. Dr. Werner Weitschies
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